Meist fehlende Aufmerksamkeit
Viele unserer Gedächtnislücken kommen eigentlich aus fehlender Aufmerksamkeit. Wir sind abgelenkt und tun zuviel aufs Mal. So merken wir uns in einem Gespräch den Namen unseres Gegenübers nicht richtig. Zudem beschäftigen wir uns vielleicht noch zusätzlich mit unserem Smartphone.
Eine gute Methode die uns hier helfen kann, ist das Bildlichmachen eines Namens. Als Beispiel können wir uns einen Herr König mit Krone und Zepter vorstellen.
Das Smartphone raubt uns am meisten Hirnleistung
Unser Smartphone raubt uns auf vielfältige Weise Gedächtnisleistung. Zwei davon will ich hier hervor heben:
a) Wir können alles schnell auf unserem Phone speichern, ablegen… und vergessen. Dabei müssen wir uns nicht mehr fokussieren, nicht mehr konzentrieren und auch nicht mehr vorstellen. Alles Dinge, die sehr wichtig für unser Gedächtnis wären.
Diese „technologische Verzerrung“ durch Speicherung auf dem Handy bedeutet auch, dass man es nicht mehr kennt.
b) Heute ist zudem die stete Ablenkung das grösste Hindernis für unser Gedächtnis. Wir werden durch zuviel Informationen abgelenkt. Wir können unsere E-Mails abrufen, während wir Netflix streamen und uns mit einem Freund unterhalten oder die Strasse entlang gehen. All dies nimmt uns die Fähigkeit, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, was für die Speicherung von Erinnerungen entscheidend ist.
Do one thing at a time!
Eine Kombination von Punkt a und b ist das permanente kurze Hinhalten unseres Smartphones um eine Foto zu knipsen. Wir schauen dabei gar nicht mehr richtig hin – und vergessen den Augenblick.
Regelmässige kleine alltägliche Gedächtnisaufgaben
Lernen Sie die Einkaufsliste auswendig und stellen Sie sich die einzelnen Artikel bildlich vor. Zudem können Sie sie nach dem Ort im Einkaufsladen sortieren.
Oder finden Sie Ihren Weg auch einmal ohne das GPS. Machen Sie dabei auch mal einen neuen (Um-)Weg und versuchen Sie Ihr Ziel auch so zu erreichen.
Spiele spielen
Spiele wie Jassen, Bridge und Schach sind sehr gut für unser Gedächtnis, aber auch einfachere, wie Fragespiele – oder Listen aufschreiben mit allen europäischen Staaten (inklusive Hauptstädte), amerikanische Präsidenten, Ihren Lieblingsautor*innen, usw… Dann ordnen Sie sie alphabetisch und nach Gruppen…
Es geht dabei um Informationen behalten und sie dann im Kopf etwas bewegen, also um Ihr Arbeitsgedächtnis.
Lesen Sie mehr Romane
Ein frühes Anzeichen für Gedächtnisprobleme ist das Bleibenlassen des Romanlesens und Ersetzen durch Sachbücher. Belletristik erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit dem Text vom Anfang bis zum Ende. Man muss sich daran erinnern, was jemand auf Seite 13 getan hat, wenn auf Seite 44 angelangt ist.
Unsere Stimmung spielt eine Rolle
Depressionen zum Beispiel können unser Erinnerungsvermögen stark beeinträchtigen. Unser Gefühlszustand spielt auch eine grosse Rolle, an was wir uns erinnern können. Depressive als Beispiel vor allem an traurige, negative Dinge.
Use it or loose it!
Man kann den Abbau unserer Hirnleistung verzögern oder selbst aufhalten!
Das Gedächtnis ist aber kein Muskel – genau so wenig es auch kein Archiv ist.
„ Gehirnjogging“ hilft prophylaktisch eine beginnende Demenz um Jahre zu verzögern indem es den Abbau bremsen kann. Aber: Es hat sich in vielen Studien gezeigt, dass darunter nicht nur das Lösen von Kreuzworträtsel oder Sudokas gemeint ist, sondern komplexe Hirntätigkeiten, die neue neuronale Verknüpfungen entstehen lassen:
* Musizieren (Idealfall: Jazzimprovisation)
* Tanzen
* Meditieren
* Lernen von (neuen) Fremdsprachen
* Umgang mit kleinen Kindern (Enkel)!
Grund zur Besorgnis
Nicht alle Gedächtnislücken sind problematisch. Wenn man sich beispielsweise nicht mehr daran erinnert, wo man sein Auto auf einem überfüllten Parkplatz abgestellt hat, ist dies ganz normal.
Wenn man jedoch vergisst, wie man überhaupt auf den Parkplatz gekommen ist, deutet dies auf mögliche stärkere kognitive Probleme hin.
Es ist auch normal, dass man die Zimmernummer seines Hotels vergisst, aber nicht die Adresse seiner eigenen Wohnung.
Falls Sie sich Sorgen machen, wenden Sie sich am besten an einen medizinischen Experten.
Quelle:
A Neurologist’s Tips to Protect Your Memory, NYtimes, 07/06/2022
Foto von ian dooley auf Unsplash
Letzte Aktualisierung von Dr. med. Thomas Walser:
18. November 2023
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