Entgiftung? Detox? Entschlackung? Autophagie anregen mit Intervallfasten!

Recht häufige Anfrage eines Patienten:

„Mir steht leider eine zahnärztliche Kieferoperation bevor. Zum Glück habe ich eine tolle Zahnärztin. Sie empfiehlt mir zur Vorbereitung eine Ausleitung von Alu/Schwermetallen und eine „Kur“ fürs Immunsystem.
Darf ich Sie um eine Beurteilung bitten?
Der Vorschlag für die „Ausleitung“ von Aluminium/Schwermetallen lautet:
organische Kieselsäure/Silicium & Detox Pulver & Chlorella Vulgaris Presslinge
Und zur „Immun-Kur“:
Vitamin D3 & Omega 3 & Multi-Vitamin-Kapseln mit u.a.: verschiedenen B-Vitaminen, K2, Mk-7, Folsäure, Zink, Magnesium, Selen u.v.m.
Ich bin grundsätzlich für so was zu haben. Ernährung ist mir sehr, sehr wichtig und ich mache dabei kaum Kompromisse. Aber unnötiges Zeugs schlucken möchte ich natürlich nicht…“

„Lieber Herr XY
meine Meinung aus 40 Jahre Erfahrung mit Leuten, die sich „entgiftet“ haben, wurde immer schlichter:

Zum Entgiften kann man zuerst mal seiner Leber und den Nieren vertrauen. Die Kapazität dieser zwei Organe übersteigt die täglichen Anforderungen um ein Vielfaches.
Förderlich ist dabei auch viel Wasser trinken und eine Zeitspanne lang kein Fleisch zu essen.
Der Darm ist neben Leber und Niere ein weiteres wichtiges Entgiftungsorgan. Sehr fraglich ist auch hier, ob dieses Organ dazu Hilfe von aussen benötigt. Wer beispielsweise orale Abführmittel einsetzt, um den Darm zu „reinigen“, verändert nicht nur die Anzahl der Darmkeime, sondern auch die Zusammensetzung der Darmflora, des Mikrobioms. Das fand ein europäisches Forscherteam heraus. Bei gesunden Testpersonen bewirkte ein orales Abführmittel, dass die Anzahl der Darmmikroben um das 30-Fache abnahm, und bei jedem Fünften verschwand das spezifische Keimmuster der Darmflora. Es dauerte zwei Wochen, bis das Mikrobiom wieder aufgebaut war. Eine Darmreinigung, wie sie vor einer Darmspiegelung durchgeführt wird, bringt das Mikrobiom sogar für einen Monat durcheinander. Nach vier Wochen war beispielsweise noch immer die Anzahl der Lactobazillen reduziert, die einen sehr günstigen Effekt auf die Gesundheit haben.

Wir sind daneben gut beraten, vor allem unsere eigene Autophagie, die in jeder unserer Körperzelle steckt, anzuregen. Dies können wir sehr elegant und als recht einfache Lebensstilveränderung mit Kurz- oder Intervallfasten tun: dr-walser.ch/dinner_cancelling/.
Nachdem man etwa 12 Stunden gefastet hat, findet der Vorgang der sogenannten Autophagie statt, die Selbstverdauung und Wiederverwertung von alten Stoffen in jeder unserer Körperzelle. Sie werden also nicht nur wunderbar entfernt, sondern auch noch recycelt.
Alles andere (auch alles, was sie hier oben aufzählen) ist „tüür brünzlet“ (teuer urinieren), wie wir sehr prägnant  in der Schweiz sagen!

Alles Gute, Thomas Walser“

Was schädigt uns wirklich & Womit behandle ich dies?

Bevor man einen Stoff aus dem Körper „ausleitet“, muss man sicher sein, dass er überhaupt im Körper ist und dass er dort Schaden anrichtet. Das heisst, es braucht wie bei jeder Therapie eine sogenannte Indikation, also eine medizinische Notwendigkeit. Wenn diese vorhanden ist, braucht es anschliessend die richtigen Medikamente, um diese Ausleitung zu bewerkstelligen.

Diese Reihenfolge wird in der Komplementärmedizin meist sträflich vernachlässigt.

Zum Beispiel Schwermetalle, wie Quecksilber und Blei benötigen eine Behandlung mit sogenannten Chelaten oder Chelatkomplexen, wie es die „Schulmedizin“ seit langem handhabt. Dies ist aufwendig und hat auch viele Nebenwirkungen. „Alternative“ Kliniken sind dazu meist nicht genügend eingerichtet. 

In der Alternativmedizin geht es beim „Ausleiten“ oft nicht nur um Schwermetalle, sondern auch um Schimmelgifte, Mikroplastik, Weichmacher und vieles mehr. Diese Stoffe werden normalerweise vom Körper selbst wieder eliminiert. Das passiert übrigens auch bei Schwermetallen, die mit Urin und Stuhl wieder ausgeschieden werden. Wenn ein Stoff nur einmalig und nicht über längere Zeit aufgenommen wird, nimmt die Konzentration im Blut wieder ab. Gewisse Substanzen werden auch im Körper eingelagert. Zum Beispiel Blei wird in die Knochen eingebaut. Dort lässt es sich auch mit einer Ausleitung nicht mehr entfernen, es richtet aber auch keinen direkten Schaden an. Ähnlich ist es mit vielen Stoffen, die ins Fettgewebe eingelagert werden. 

Person mit unklaren Beschwerden wie Schmerzen, Kopfweh oder Müdigkeit rate ich auf jeden Fall vor einer „Entgiftungskur“ ab. Unspezifische Beschwerden können tausend verschiedene Ursachen haben. Vergiftungen sind dabei sehr weit unten auf der Liste von möglichen Auslösern. Betroffene sollten sich deshalb unbedingt seriös abklären lassen.

Segnungen des intermittierenden Fastens

Falls man zuerst etwas sehr Sinnvolles selbst machen will, dann ist dies in erster Linie das Kurzfasten. Kalorienrestriktion aktiviert die Autophagieaktivität und verlängert gemäss den meisten Studien die Lebenserwartung. Allerdings führt eine generelle Kalorienres­triktion wie beim Fasten zu einem Abbau der Muskelmasse und ist bekanntermassen schwierig, auch anhaltend einzuhalten.

Als alternative Strategie bietet sich gemäss dieser Studie das intermittierende Fasten (Reduktion der Anzahl Mahlzeiten oder «meal skipping» und Fastenperioden zwischen den Mahlzeiten) an.
Zwei Gruppen von Mäusen wurden untersucht: a) normaler ad libitum Zugang zu Nahrung und b) Limitierung der Nahrungsaufnahme auf zwei Mahlzeiten ohne Kalorienrestriktion. Resultate: Akti­vierung der Autophagieaktivität und damit zusammenhängend systemische Effekte wie Abnahme der Fettmasse und Zunahme der Muskelmasse, Hemmung der Glukoneogenese, Abnahme der Blutfette [1], wobei ein Teil der Effekte insulinabhängig (in den Fastenperioden supprimiert) sein dürfte.
Hinweise, dass das auch beim Menschen wirken könnte: zwei Mahlzeiten (isokalorisch) im Vergleich zu sechs Mahlzeiten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbesserten die Blutzuckerkontrolle und die Gewichtsabnahme si­gnifiikant [2].
Quellen: 1) Cell Metab. 2017;26(6):856–71.e5. doi.org/10.1016/j.cmet.2017.09.020.
2) Diabetologia. 2014;57(8):1552–60. doi.org/10.1007/s00125-014-3253-5.

Autophagie

Unter Autophagie versteht man den geordneten Prozess, wie Zellen eigene Zellbestandteile abbauen und dann im Sinne des internen Recycling wiederverwenden. Man unterscheidet vier Formen der Autophagie:
Markoautophagie (Abb. 1): Abbau von Zellorganellen oder hochmolekularen Proteinen, auch zum Beispiel fehlgefaltete Proteine;
Mikroautophagie: direkte Aufnahme von zytoplasmatischem Material in die Lysosomen;
Chaperone-induzierte Autophagie: Abbau in den Lysomen nach Bildung ­eines Komplexes des Zielmoleküls mit einem sogenannten «heat-shock-pro­tein» (hs70);
Mitophagie: Abbau von Mitochon­drien durch Autophagie nach zellulärem Schaden oder Stressoren verschiedener Art.

Man geht davon aus, dass die Autophagie ein essentieller Vorgang zur Erhaltung der Integrität eines Zellverbandes ist, dass ihre Effizienz aber altersabhängig abnimmt, was (Mit-) Ursache chronischer Krankheiten wird. Kalorienrestriktion und physische Aktivitäten gehören zu den praktisch wichtigen Faktoren, welche die Autophagieaktivität steigern.

Weiterlesen über „Entgiften“:

Veröffentlicht am 12. Januar 2019 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
23. November 2023