Sensible Luftwege: Chronischer Husten

Ein hyperreagibles Bronchialsystem bezeichnet einen dauerhaften Zustand, der durch eine leichte Reizbarkeit der Schleimhäute unserer Luftwege gekennzeichnet ist. Typische Reizauslöser sind kalte oder auch feuchte Luft, Rauch oder Staub sowie dominante Gerüche.
Hyperreaktive oder hyperreagible Bronchien treten gern bei Heuschnupfen-Betroffenen auf. Hier besteht bereits eine Grundreizung durch die alljährliche Pollenallergie, was zusätzliche Reizstoffe stärker wirken lässt. Es entsteht dann die Hyperreaktive Schleimhaut durch eine starke weitere Reizung der Atemwege, zum Beispiel durch einen Virus bei Atemwegsinfekt (Erkältung) oder durch die typischen Reizauslöser (siehe oben). Die Schleimhaut der Atemwege bleibt entzündlich verändert, es wird verstärkt auch Schleim produziert. Es kommt dabei zu einem längeren Reizhusten als gewöhnlich bei einer Erkältung oder weit über die Pollensaison aus, was für den Betroffenen oft sehr störend ist.
Es handelt sich dabei noch nicht um Asthma (obwohl es bereits eine „Miniform“ davon ist), und schon gar nicht um eine COPD.

Diese Hypersensitivität der Bronchialschleimhäute wird neuerdings auch „Cough Hypersensitivity Syndrom“, kurz CHS genannt:

Weitere Ursachen eines Chronischen Hustens, die der Hausarzt abklären sollte:

Tabelle von Prof. Alyn Morice, Schweiz. Pneumologenkongress in Montreux, Mai 2019.

Behandlung
Was kann dagegen helfen?
Die Ursachen und Pathogenese dieser Übererregbarkeit sind wahrscheinlich dieselben wie bei der Überreizung des Nervensystems, der Neuroinflammation.
Deshalb sollte in der Behandlung immer eine Reizminderung (auch durch die Ernährung, z.B. ein Kurzfasten, wie 16:8), durch Entspannung und Stressabbau, sowie auch durch regelmässige und mässige Bewegung berücksichtigt werden.

Es geht auch darum, die Entzündung und Reizbarkeit der Atemwege vollends zu beruhigen. Hilfreich sein können:

  • Pflanzlich: Pestwurzblätterextrakte innerlich als Tabletten (Tesalin) bis zum Abklingen der Reizung.
  • Schulmedizinisch: ein kortikoidhaltiges Spray zum Inhalieren oder Nasenspray (je nach vorherrschender Symptomatik) für kurze Zeit. Kortison gibt dabei dem lokalen Immunsystem das Signal, etwas hinunterzufahren und nicht so übertrieben zu reagieren.
    Teils wird das CHS auch wie ein Neuropathischer Schmerz behandelt (mit spezifischen Schmerzmittel: Amitriptylin oder Gabapentin).
  • Trinken steigert die Sekretverflüssigung und nimmt den Hustenreiz
  • Hustentechnik: Nicht heftig abhusten – das reizt die Luftröhre/Bronchien noch mehr. In Sakkaden-stossförmig-vorsichtig abhusten – am besten dabei mit der Hand auf dem oberen Brustkorb gegenhalten.
  • Ein Antibiotikum hilft dagegen nichts!

Eine Sonderform der Hypersensiblen Luftwege ist der Chronische Schnupfen als Hyperreaktion der Nasenschleimhaut.

Veröffentlicht am 24. August 2020 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
17. März 2021