Angst in Zeiten des Coronavirus

„Unangenehme“ Gefühle?

“…feelings like disappointment, embarrassment, irritation, resentment, anger, jealousy, and fear, instead of being bad news, are actually very clear moments that teach us where it is that we’re holding back. They teach us to perk up and lean in when we feel we’d rather collapse and back away. They’re like messengers that show us, with terrifying clarity, exactly where we’re stuck. This very moment is the perfect teacher, and, lucky for us, it’s with us wherever we are.”
„…Gefühle wie Enttäuschung, Verlegenheit, Irritation, Groll, Wut, Eifersucht und Angst sind, anstatt schlechte Nachrichten zu sein, eigentlich sehr klare Momente, die uns lehren, wo wir uns zurückhalten. Sie lehren uns, aufzustehen, wenn wir das Gefühl haben, dass wir lieber zusammenbrechen und uns zurückziehen würden. Sie sind wie Boten, die uns mit erschreckender Klarheit genau zeigen, wo wir feststecken. Genau dieser Moment ist der perfekte Lehrer, und, zum Glück für uns, ist er bei uns, wo immer wir sind.“ (Pema Chodrun)

Welche Ängste erweckt dieser Virus in uns?

Die drei grossen Ängste des Menschen sind:
⁃ Angst vor dem Tode
⁃ Angst, Verlassen zu werden
⁃ Angst, nichts wert zu sein, bedeutungslos
Alle drei werden auch in diesen Zeiten aktiviert. Alle drei sind unter sich verbunden – und das Zepter führt wohl immer die Todesangst. Alle drei begleiten uns auch durch unser ganzes Leben, mehr oder weniger. Sie sind immer irgendwie präsent.

Die mediale Überforderung durch den „Informations-Overkill“ steigert unsere Ängste

„Wir sind, auf eine Formel gebracht, in eine Atmosphäre der totalen Gleichzeitigkeit eingetreten, leiden an einer Überdosis Weltgeschehen. Alles und alle sind jetzt gleichzeitig da, sichtbar im Weltinnenraum der Kommunikation, erlebbar auf ein und demselben Kanal, vielleicht nur einen Klick voneinander entfernt. … Wir erleben das Ende der Idylle in einem einzigen Rausch geteilter Information, dem sich niemand entziehen kann, weil „die kollektiven Nervenleitungen unseres Planeten eine einzige blubbernde, diffuse, quasi-fühlende, rund um die Uhr aktive Meta-Community bilden“, wie der Schriftsteller Douglas Coupland einmal schrieb. Das Ineinanderfliessen des privaten und des öffentlichen Bewusstseins – Signatur des digitalen Zeitalters – wird gerade in diesen Tagen und Wochen zur alltäglichen Erfahrung. Und das bedeutet Stress, weil der Filterclash, die Sofort-Konfrontation mit immer anderen Ansichten und das Aufeinanderprallen von Parallelöffentlichkeiten, unvermeidlich geworden ist.“
Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über den Umgang mit der medialen Überforderung und des Informations-Overkills zu Zeiten des Virus.
Die virale Infodemie und vor allem diverse verwirrende Corona-Verschwörungstheorien befeuern unsere Ängste noch mehr.

Was tun bei Angst und Panik?!

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Wofür könnte es sogar ein „Geschenk“ sein?

All die einschränkenden Massnahmen gegen die schnelle Ausbreitung von Covid-19 sind sinnvoll und schenken uns viel Zeit. Gehen wir dann auch nur maximal ein bis zweimal täglich ins Internet (vor allem nur einmal täglich all die Covid-News!) – und nutzen wir diese Denk- und Aktionspause im Alleinsein für Veränderungen, Kreativität und Improvisation: Ruhe, Sex, Singen, Meditation, Tanzen… Wieder mal ein Buch lesen, die Wohnung neu einrichten, sich selbst kreativ bekochen – sich dabei festlich anziehen, mit Kerzen (auch „gemeinsames“ Essen mit Videokonferenz mit Freunden!), etwas Neues lernen auf Youtube, (Kraft-)Training zu Hause mit Gegenständen aus dem Haushalt, tägliches Flow-Yoga; Strassensingen von Fenster zu Fenster, originelle Nachbarschaftshilfe, Spiele zu Zweit mit etwas Distanz (Pingpong, Federball,…) – Wandern in der näheren Umgebung, Waldspaziergänge; Videokonferenzen mit Freunden: Philosophieabende, Hauskonzerte, …
Dies stärkt unser Immunsystem mehr, als uns ständig mit neuen Horrornachrichten zu verängstigen.
>>> walserblog.ch/improvisieren/

Die Angst unsere Arbeit zu verlieren

Die Angst vor dem Verlust der Arbeit ist mehr als nur die Angst vor dem Verlust der Einkommensquelle. Arbeit ist in der Moderne für viele die wichtigste Verbindung zur Welt geworden. Die Beziehung zu den Arbeitskolleg*innen wurde zur verlässlichsten sozialen Bindung. Man kann das durchaus mit Verwandschaftsbeziehungen vergleichen: Meine Kollegen sind einfach da, ich werde die nicht los und sie mich auch nicht. Und über die Arbeit werde ich auch genährt, es kommt etwas zurück: mein Einkommen, aber auch das Gefühl von Sinnhaftigkeit. Wenn man versteht, wie wichtig die Arbeit heutzutage für den Einzelnen ist, versteht man auch, was gesellschaftlich auf dem Spiel steht, wenn jetzt viele Menschen ihre Arbeit verlieren.
Können wir eine neue Beziehung zu unserer Arbeit erlangen?

Kontrollverlust

Die Erfahrung dieser Pandemie ist auch die eines totalen Kontrollverlusts. Bisher gibt es weder eine Impfung noch ein Gegenmittel noch eine wirksame Strategie zur Eindämmung der Verbreitung des Virus.
Was tut ein Mensch, der in Treibsand geraten ist? Natürlich: Er will sich befreien. Er strampelt mit den Beinen, rudert mit den Armen – und bringt sich damit immer mehr in Schwierigkeiten.
Was würde helfen?
Innehalten, Ruhig-Werden und sich ganz flach hinlegen. So kann er dann langsam auf tragfähigen Boden robben.
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Bescheid- und Besserwisser!

Es hat mich in letzter Zeit der Coronakrise wahnsinnig gestört, wie laut und besserwisserisch mit verschiedenem Umgang mit Angst verfahren wurde. Überall Vorwürfe der einen an die anderen, weil deren Umgang mit Angst entweder eben nicht ausreichend ängstlich oder zu ängstlich ist. Das entbehrt jedes Verständnis dafür, dass eine Angst, für den, der sie empfindet, immer real ist und insofern Anspruch auf Akzeptanz hat.
Es ist keine Zeit und kein Thema für „Bescheidwisser“. Es ist eine Zeit für solidarisches Zuhören und Gespräch. Es ist vielleicht auch eine Zeit, in der wir lernen können, dass die Zeiten für „Bescheidwisser“ überhaupt rum sind. (zitiert aus Piqd: Marcus von Jordan, Was tun mit der Angst? >>> Weiterlesen über Wodarg, Bhakdi & weitere Besserwisser!)

Coronakrise

Je länger die Krise dauert, desto schwieriger wird es werden, diese Pseudo-Normalität und unsere Moral aufrecht zu erhalten. Ich denke daher es wäre wichtig, dass wir unsere Situation realistisch beurteilen und unseren Perfektionismus zurückschrauben. Von diesem Drang, alles gleich gut regeln zu wollen wie sonst auch, sollten wir rasch einen Schritt zurücktreten. Dann könnten wir tatsächlich Qualität in der Zeit finden, die wir jetzt „mehr“ haben. Ich will die Krise nicht schön reden, aber das wäre eine gute Gelegenheit, sich mit seinen Gefühlen und seiner Lebenssituation auseinanderzusetzen.

Doch wollen wir das? Alle scheinen ständig auf Twitter, in den sozialen Medien zu sein. Ist es die Angst vor Einsamkeit oder Angst, was zu verpassen? Nebenbei gibt es auch bei vielen die berechtigte Angst, jetzt auf einmal wirtschaftlich nicht mehr gut dazustehen.
Mir kommt nichts davon relaxt vor, ehrlich gesagt.
(Lisz Hirn, österreichische Philosophin im sehr hörenswerten Podcast Philosophieren mit Hirn)

>>> weiterführender Text von Klaus Eidenschink

Entschleunigung

Wissen wir noch, wie wir aus dem bisherigen Hamsterrad steigen, selbst wenn wir es jetzt könnten? Wir sind so an die Geschwindigkeit gewöhnt, dass wir automatisch in diesem Modus bleiben, selbst wenn wir es nicht müssen. Das heisst: Selbst wenn die Welt langsamer wird und weniger zu tun ist, rasen wir gedanklich durch die Gegend – indem wir z. B. alle fünf Minuten die Nachrichten lesen oder meinen, jetzt endlich die Wohnung aufräumen / Spanisch lernen / den durchtrainierten Body hinkriegen zu müssen. Wir rasen nun einfach virtuell durch die Welt, wenn wir es schon nicht mit dem Flugzeug dürfen.

Was können wir tun? Unser Immunsystem pflegen!

Was heisst den eigentlich für unser Immunsystem „gesund zu leben“?!
Zuallererst und am allerwichtigsten: 2 enorm starke Aufrufe!

Veröffentlicht am 17. März 2020 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
27. Mai 2020