Better-Aging

In diesem Blogbeitrag gehe ich nur kurz auf einige „neuere“ Trends und Hype in der „Altersforschung“ ein. Mein umfassendes Essay über die Art-of-Aging finden Sie hier.

Das „epigenetische Rauschen“ – die Kratzer des Lebens wegpolieren

Prof. David Sinclair nennt den Alterungsprozess unserer Körperzellen das „epigenetische Rauschen“. Die Informationen zur Regulation der Gene werden ungenauer, je länger wir leben. Das Risiko für Entzündungen und Krankheiten steigt. Der Altersforscher schreibt: „Es ist der Grund, warum unsere Haare grau werden. Es ist der Grund, warum unsere Haut Falten bekommt. Und darüber hinaus ist es der Grund, warum unsere Gelenke zu schmerzen beginnen.“ Und natürlich sei das epigenetische Rauschen auch für all die biomedizinischen Zeichen des Verfalls verantwortlich, die von der Wissenschaft als mögliche Auslöser des Alterns gehandelt werden: „von der Erschöpfung der Stammzellen über die Zellalterung bis zur Mitochondrienfehlfunktion und der schnellen Verkürzung der Telomere.“

Kurzfasten

Es ist bei allen Organismen, bei denen man nachgeforscht hat, vom Hefepilz bis zum Rhesusaffen, belegt, dass eine kalorienreduzierte Ernährung das Altern bremst. Auch Menschen, die stets wenig – aber nicht zu wenig – essen oder regelmässig fasten, scheinen länger jung zu bleiben und ihr Risiko für Alterskrankheiten zu verringern.

Für unseren Organismus ist die anhaltende Nahrungsknappheit ein Hinweis auf kritische Lebensbedingungen. Die Zellen wechseln deshalb epigenetisch in eine Art Lebensverlängerungsprogramm. Sie investieren mehr Energie in die Produktion von Substanzen, die sie jung halten, die epigenetischen Programme stabilisieren und vor Schäden schützen. Gleichzeitig teilen sie sich langsamer. Das Grundprinzip dahinter macht evolutionsbiologisch Sinn: In schlechten Zeiten sollte man nicht noch mehr Nachkommen erzeugen, sondern lieber länger leben und auf besser Zeiten für die nächste Generation warten.
Deshalb verzichtet man am besten aufs Mittagessen oder aufs Frühstück (oder auch mal aufs Nachtessen: Dinner Cancelling oder Kurzfasten, 16:8…) und bewegt sich regelmässig, aber mässig.

Zudem ist auf kühle Umgebung zu achten. Dies ist ein weiteres einfaches (und ökologisch sinnvolles) Mittel, weil es Hinweise gibt; dies könnte ähnlich wirken wie die Nahrungsknappheit.

Metformin, Weintrauben, Grüntee,…

Das bereits lang bekannte Diabetes-Medikament METFORMIN scheint unserem Körper auch die Botschaft einer Nahrungsknappheit zu vermitteln: Der Appetit geht zurück und es werden die verjüngenden Prozesse angestossen…

RESVERATROL ist der Stoff (ein OPC oder Polyphenol, Flavonoid), der unter anderem in den Traubenkernen und -schalen und in Rotwein vorkommt.
Es wird im Internet (oder in der Apotheke) überall heftig angepriesen. Doch Achtung: Resveratrol ist eines dieser typischen „Hochstaplermolekül“ oder PAINS! Darauf bin ich in einem separaten Blogbeitrag eingegangen.
Resveratrol kann zumindest in Zellkulturen die epigenetischen Jungbrunnen-Enzyme, die sog. Sirtuine und AMPK aktivieren. Dies sind multifunktionale Enzyme, die u.a. Acylreste von unseren Körperzellen entfernen und die ADP-Ribosylierung ankurbeln. Dies ist nun für die Apoptose (programmierter Zelltod), für Stress-Resistenz und Alterungsprozesse verantwortlich. Um wirklich eine gute Wirkung am Menschen selbst zu haben, nimmt man nun besser die Weintraube selbst, auch Traubensaft oder Rotwein (aber natürlich nicht zuviel davon!).
Je älter ein Mensch wird, desto mehr „Fehler“ passieren den Körperzellen, wenn sie sich selbst reproduzieren. Man kann dies mit einer Musik-CD vergleichen, die mit der Zeit Kratzer bekommt. Daraus entsteht dann dieses „epigenetischen Rauschen“. Mit diesen Enzymen probiert man nun diese Kratzer wegzupolieren.

Schon lange weiss man, dass Grüntee, Salicylate (aus der Weiderinde, wie Aspirin) und Capsaicin (aus der Pfefferschote, Chili) diese Enzyme stimulieren.

(Quelle u.a.: Studie zur Verjüngung älterer Männer: G.M. Fahy et al.: Reversal of epigeetic aging and immunosenescent trends in humans. Aging Cell, 8.9.2019, e13028.
David Sinclair, „Das Ende des Alterns“)

Zusammengefasst:

  • Kurzfasten, 16:8
  • Wohnzimmertemperatur auf 20 Grad runter
  • Grüntee, Weidenrinde (Salicylate), Chili…
  • Traubensaft, Weintrauben, Rotwein (natürlich nicht zuviel)
  • (ev. Metformin)

Weiterlesen zum Better-Aging: www.dr-walser.ch/anti_aging/

Veröffentlicht am 23. November 2019 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
06. März 2021