Eine Untersuchung der Harvard Medical School in Boston, eine der längsten (60 Jahre Beobachtung!) und umfassendsten Forschungen zur menschlichen Entwicklung zeigt:
Wir können weitgehend selbst bestimmen, wie wir altern!
Was unterscheidet denn Menschen, die im Alter von 60 bis 80 zufrieden und gesund sind (happy-well) von den traurigen Kranken (sad-sick) fragten sich George E. Vaillant (Aging Well. Little, Brown & Company, Boston 2002).
Acht Faktoren sind wichtig:
- Solide Liebesbeziehung, gute Freunde und Nachbarn
- Tabakabstinenz
- Essen mit Mass: Kurzfasten & gesundes Gewicht
- Wenig Alkohol und Zucker & mediterrane oder Jäger-und-Sammler-Ernährung
- Regelmässige Bewegung mit elastisch gebliebenem Gewebe
- Erwachsener Umgang mit emotionalen Konflikten und Stress
- (Lebens-) lange und gute Aus-Bildung, d.h. geistige,kulturelle Anregung
- Verbundenheit mit etwas Grösserem: Sinn-im-Leben sehen.
Das Geld hingegen macht uns nicht viel glücklicher oder gesünder und auch nicht die überbewerteten Gene. Jedoch aber verkürzt die Armut unser Leben!
Lesen Sie auch mehr übers gesund Altwerden auf meiner Website:„Pro-Aging“!
Alles mit Mass!
Aus dem eben Gesagten kann man schliessen – und man hört es nie gern… – dass Masshalten (Gewissenhaftigkeit, Selbstkontrolle, Pflichtbewusstsein…) eine der wichtigsten Faktoren zur Erlangung von Gesundheit ist.
Leute mit viel Selbstkontrolle führen im Schnitt bessere und längere Beziehungen als Menschen, die sich weniger im Griff haben. Sie werden mehr gemocht und anerkannt. Sie sind weniger gestresst, fühlen sich weniger schuldig, können sich besser an neue Situationen anpassen und sind weniger beratungsresistent. Sie begehen auch weniger Verbrechen. Sie überwinden sogar Vorurteile besser. Und, nach all dem, nicht überraschend: Sie leben länger.
Neben dem, dass gewissenhafte Menschen weniger rauchen und trinken und massvoller essen, gelingt es ihnen, sich bessere Lebensbedingungen zu erarbeiten. Wer schon in der Kindheit selbstdiszipliniert zu Werke geht, bekommt eher gute Noten, schafft eher eine anspruchsvolle Ausbildung und wohnt in einer gesünderen Umgebung.
Beim Essen zum Beispiel gilt vermutlich einfach ein gemässigter Umgang im Allgemeinen: hier mal ein Abendessen sausen lassen, da mal einen halben Fastentag einlegen oder einen ganzen, und dort mal aufs Dessert verzichten, wenn man eh schon voll ist…
Rhythmisierung!
Alles schön und gut: Aber eine Überdosis Disziplin ist nicht mehr gesund! Wichtig ist der Wechsel von Spannung und Entspannung, von Kontakt und Rückzug, von Selbstkontrolle und Genuss! Es gibt also auch die Rückseite der Medaille durch eigentliche „Selbstknechtung“, was in Stress, Depression und Burnout enden kann. Deutungshilfe bietet der kontrovers debattierte deutsche Philosoph Byung-Chul Han. Laut Han hat sich der Westen von einer Kontroll- in eine Leistungsgesellschaft umorganisiert (siehe dazu den spannenden Bericht aus dem Tages-Anzeiger).
Nicht zu viel und auch nicht zu wenig – mit Mass also!
Unser Salzkonsum zeigt dies schön auf: zu viel ist ungesund (bei Hypertonie nicht mehr als 13 bis 15 Gramm Kochsalz pro Tag – das Natrium ist dabei wichtig – Kochsalz ist Natriumchlorid). Aber auch zu wenig ist ungesund: weniger als 10 Gramm Kochsalz täglich geht ebenfalls mit mehr Herz-Kreislaufkrankheiten einher.
Auch beim Sonnenlicht sieht man dies schön:
Hautärzte warnen seit Jahrzehnten vor den Gefahren der UV-Strahlung. Neue Studien zeigen aber auch die negativen Folgen von zu wenig Sonnenschein. Eine schwedische Studie kommt nun gar zum Schluss, dass Sonnenmangel so ungesund sei wie Rauchen: Frauen, die sich regelmässig an der Sonne aufhalten, hätten ein deutlich geringeres Risiko für Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Was bedeutet das nun für den persönlichen Umgang mit der Sonne? Mittlerweile ist klar, dass die UV-Strahlung nicht die einzige Ursache für Hautkrebs ist und genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. In einem ist sich die Fachwelt aber einig: Sonnenbrände gilt es möglichst zu vermeiden. Menschen mit sehr heller Haut tun gut daran, besonders vorsichtig zu sein. Für alle anderen gilt dieselbe Empfehlung wie beim Alkoholkonsum: Allzu viel ist ungesund. Wie viel es leiden mag, muss aber jede und jeder für sich selber herausfinden.
Dazu passt auch, dass grosse Studien bei Ausdauersportarten zeigen, dass langsam, ja bedächtiges Tempo und auch zeitlich wenig für die Gesundheit besser ist, als hart, schnell und viel!
Und auch hier gilt: Aber auch nicht zu wenig!
Alles mit Mass also!
Lesen Sie dazu auch meinen Blogbeitrag über die grossen fünf Persönlichkeitsmerkmale mit ihrem Bezug zur Gesundheit, zur Langlebigkeit, zu guten Beziehungen und Erfolg im Beruf: walserblog.ch/2015/02/14/gewissenhaft-macht-gesund/
Photo by Ahmad Odeh on Unsplash
Veröffentlicht am 27. Januar 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
13. März 2022