Zustimmung und Verständnis

Ein sehr wichtiges Element des Zusammenlebens ist es, dem Anderen „sein Leben, seine Welt“ zu lassen – und nicht, ihn von meiner Sicht, meiner Welt überzeugen zu wollen. Ich mache mein Gegenüber also nicht zu einer Kolonie meines Imperiums. Ich „kolonialisiere“ ihn also nicht.
Ich komme so von der kopfigen „Zustimmung“ zum bauchigen „Verständnis“ des Anderen. Geben wir dem Mitmenschen doch einfach mehr Verständnis, mehr Gehör – und man muss dabei gar nicht immer zustimmen.
Dies ist ungemein entlastend.
Wir Männer fordern häufig gleich Zustimmung („Du bist für mich – oder gegen mich!“). Frauen wollen demgegenüber meist einfach verstanden werden.
Auch für uns Männer wäre manchmal Verstehen-wollen mit mehr Frieden verbunden und ein Weg vom Kopf in den Bauch…
Dies führt mich zu meiner Lieblingsaussage über eine gelungene Beziehung, die ich hier bereits andernorts erwähnt habe:

„Beziehung ist Anerkennung von Unterschieden.“ (Fritz Perls)

Sie können dieses Anerkennen, dieses Verständnis in Form eines „Zwiegesprächs“ üben: regelmässige Gespräche mit Ihrem Partner, deren Zeitpunkt im Voraus vereinbart wurden. Jeder hat 15 bis 20 Minuten Zeit um über alles zu sprechen, was ihm in den Sinn kommt. Er wird dabei nie unterbrochen. Er kann zuerst über sich sprechen, dann, wie er den Partner erlebt – und dann auch über die Beziehung. Man ist völlig frei in Struktur und Inhalt. Nach einer schweigenden Pause hat die/der Andere 15 bis 20 Minuten Zeit. Es sollte auch nachher eine gewisse Zeit das Gesagte nicht kommentiert werden.
Man benützt diese Zwiegespräche zur „Differenzierung“ vom Anderen, um seine Einzigartigkeit, die Unterschiede herauszuarbeiten. Beziehung wird also auch Anerkennung von Unterschieden.
So verhindern Sie, dass sich Routine und Langweile einschleichen und eine scheinbare „Komfortzone“ auch in der Beziehung breit macht, die durch ihr Festgefahrensein auf Dauer sehr einschränkt und verknöchert.
Ich habe dies am Beispiel der Sexualität einer längerdauernden Beziehung hier auf meiner Website beschrieben: www.dr-walser.ch/sex/
Letzte Aktualisierung von Dr.med. Thomas Walser:
27. März 2023
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