In seinem Kerne ist alles Dasein Wohlsein… Erleuchtung?

Kann es sein, dass die Idee einer Erleuchtung in dieselbe Sackgasse, wie die religiöse Idee des „Himmels“ führt?
Kann jemand, der erleuchtet werden will, wirklich die Erleuchtung erreichen?! Kann jeder erleuchtet werden?
Oder ist es einfach eine Glücksache? Ist man vielleicht auserwählt? Ist es ein Verdienst nach harter spiritueller Arbeit? Oder geschieht es einfach von einem Moment auf den andern?
Suchen wir da nach einem Idealzustand, wo es nur Glück gibt und Frieden? Wo uns nichts mehr stört, belastet, quält, wo wir frei sind und nach nichts mehr verlangen?

Und was ist mit all dieser Erwartung, die in diesem „ideal-heiligen“ Zustand mit drin ist?!

Was heisst „Erleuchtung“ überhaupt?!
Erleuchtung bezeichnet nach Wikipedia eine religiös-spirituelle Erfahrung, bei der jemand den Eindruck erhält, sein Alltagsbewusstsein sei überschritten worden und er habe eine besondere, dauerhafte Einsicht in eine – wie auch immer geartete – gesamtheitliche Wirklichkeit erlangt. Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter „Erleuchtung“ auch gewöhnlich eine plötzliche Erkenntnis oder Eingebung.

Ich habe Lust, das Wort „Erleuchtung“ in „Beleuchten“ umzuwandeln. Da ist für mich die Entfaltung und die Ausschöpfung meines Potentials enthalten (geistiges, emotionales, körperliches, sinnliches…).
Also alles, was in mir drin ist und noch mehr beleuchtet werden will.
Alles, was noch mehr ins Leben, ans Licht kommen will. „Der Weg zu mir“ sozusagen.
„Beleuchtung“ ist für mich ein Begriff, der ins Leben und in den Alltag führt. Ein Begriff, der mich im Werdeprozess drin bleiben lässt, der nie am Ziel ist.

Bin oder werd ich plötzlich erleuchtet, wäre ich dann am Ziel angelangt und alles bleibt einfach wie es ist? Keine Entfaltung, keine Entwicklung ist mehr möglich oder nötig?!

Es öffnen sich hier zwei verschiedene Wege: Zuerst kommt für mich die Frage, was will ich eigentlich? Will ich in meinem Leben an ein Ziel kommen, am Ziel sein? Oder wähle ich den Weg des Wandlungs- und Werdeprozesses, der mich bewegen lässt mit all meinen Schwächen und Stärken?!

Es gibt keinen Weg zum Glück – Glück IST der Weg, eine Lebenshaltung, ein Entscheid

Veränderung zulassen, das ist wichtig. Mich verändern wollen, mehr von meinem Sein beleuchten. Ja, mich noch mehr werden! Aber nicht, ein Ziel zu erreichen! Dies ist kein Erstreben, kein Ziel, kein Verdienst – es ist für mich ein Werden, eine Stärkung des „Hier und Jetzt“, eine kraftvolle Präsenz.

Der Zustand der ziellosen Präsenz hat für mich auch viel mit „Gelassenheit“ zu tun.
Gelassenheit entsteht überall dort, wo wir lernen zu »warten«, ohne etwas Bestimmtes zu erwarten; das Warten ist »einfach die Ruhe« und erlaubt die Offenheit des Denkens im Unterschied zu einer bestimmten Vorstellung.
Wir alle wissen, gute, glückliche Momente kann man nicht an den Haaren herbeiziehen – sie entstehen aus einem Zustand von Gelassenheit, Präsenz und Wohlsein.

„In seinem Kerne ist alles Dasein Wohlsein.“ (Gaston Bachelard in „Poetik des Raumes“).
Wenn wir es so wollen, könnten wir da vielleicht stets in einer Art von Erleuchtung leben?! Oder nennen wir es einfach anders: Ein glückliches Bewusstsein gründet in der Zuversicht, dass gute Momente immer wiederkehren. So ist es nicht ein einziger Zustand, für mich etwas Starres, sondern eine Wellenbewegung, die ganz viel Lebendiges und Momentanes drin hat.
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