Mikroplastik

Mikroplastik werden Plastikteilchen von weniger als 5 Millimetern Grösse genannt (noch kleiner ist Nanoplastik: 1 bis 1000 Nanometer, wobei 1 Nm = 10 hoch -9 Meter ist) und findet man heute an fast jedem Ort der Erde, auf einsamen Berggipfeln, in allen Ozeanen der Erde, aber auch in Büros und Schlafzimmer. Die winzigen Teilchen von zerriebenen Kunststoffgegenständen reisen in der Luft, schwimmen im Wasser, gelangen in unsere Lebensmittel und so auch als Nanoplastik in unsere Körper.

Zwei Meldungen aus der medizinischen Forschungswelt der letzten Zeit lassen bei dem Thema Mikroplastik noch stärker aufhorchen und sind für unsere Gesundheit sehr wichtig.

Wissenschafter haben in Gefässablagerungen (Plaques) Kunststoffpartikel nachgewiesen

Die Betroffenen dieser italienischen Studie erlitten mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle als andere Patienten.
Laborexperimente hatten bereits in der Vergangenheit nahegelegt, dass Mikroplastik Entzündungen in Geweben hervorruft. Tierversuche hatten auch Hinweise darauf gegeben, dass die Kunststoffteilchen Gefässe, das Herz und Lungen schädigen können.
Daraus muss gefolgert werden, dass Mikroplastik auch ein Risikofaktor für die Arterienverkalkung ist und damit ebenso für Herzinfarkte und Hirnschläge. (1)

Wasser aus Plastikflaschen ist ungesünder als gedacht

Eine weitere Studie hat festgestellt, dass in Flaschen abgefülltes Wasser viel mehr Mikroplastik enthält als bisher angenommen. Forschende haben Proben von verschiedenen Marken mit einer neuartigen Technik analysiert und fanden bis zu einer Viertelmillion winziger Plastikpartikel pro Liter Wasser. Das sind etwa 10 bis 100 Mal mehr als zuvor geschätzt.
Die meisten dieser Partikel stammten überraschenderweise nicht aus dem typischen PET-Material von Wasserflaschen, sondern hauptsächlich aus Polyamid und Polystyrol. Das deutet darauf hin, dass die Verunreinigungen während des Abfüll- und Reinigungsprozesses ins Wasser gelangen.

Das kann bedeutende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat, da Nanoplastik klein genug ist, um den Verdauungstrakt und die Lungen zu passieren. Es kann über die Plazenta auch ungeborene Babys und über die Muttermilch auch Babys erreichen. Die Auswirkungen auf den Körper sind noch unklar, aber Toxikologen warnen vor möglichen Schäden an DNA, Gehirn, Immun-, Fortpflanzungs- und Nervensystem. (2)

Woher stammt dieses Mikroplastik?

Mikroplastik entsteht hauptsächlich beim Abbau grösserer Kunststoffgegenstände wie Plastiktüten, Flaschen oder Fischernetze (Plastikmüll). Dies macht zwischen 70 und 80 Prozent des Mikroplastiks in den Ozeanen aus.
Hauptquellen dieser Plastikteilchen sind aber auch der Reifenabrieb durch Fahren, das Waschen von synthetischer Kleidung und absichtlich zugesetztes Mikroplastik in Körperpflegeprodukten.

Weltweit ist die jährliche Produktion Plastik von weniger als zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf heute etwa 400 Millionen Tonnen gestiegen. Diese Menge wird sich Prognosen zufolge bis 2040 verdoppeln und bis 2060 verdreifachen. 40 Prozent der derzeit hergestellten Plastikprodukte sind Einwegartikel, die besonders stark zu der Menge an Kunststoffabfällen beitragen. (3)

Wie vermeide ich Kontakt mit Mikroplastik?

  • Plastik allgemein im Leben vermeiden: in Kleidung, als Verpackung, als Möbel, beim Bauen, bei der Arbeit, …
  • Nicht neben einer viel befahrenen Strasse wohnen, was wohl nicht nur ein Lärmproblem ist.
  • Weniger Autofahren! Ein weiterer Grund gegen Pendeln und längeres Autofahren…
  • Trinkwasser nur direkt aus der Leitung, falls dies aus hygienischen Gründen möglich ist.
  • Keine Zahnpasta, Kosmetika und Körperpflegemittel mit Mikroplastik verwenden.
  • Sportarten mit Stop and Go auf Kunstrasen und in Hallen vermeiden.
  • „Plastikrecycling“: Plastik sollte nie auf Deponien gelagert werden (wie in Südeuropa). Er muss aufwendig und teuer recycelt werden (wie in Deutschland) oder in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden (wie in der Schweiz).
    Beide letzteren Wege sind übrigens fast gleich ökologisch…

Quellen:
1) Tagesanzeiger vom 24.03.24: „Mikroplastik landet in der Hals­schlag­ader – die Folgen sind lebensgefährlich“ & N Engl J Med 2024; 390:900-910; DOI: 10.1056/NEJMoa2309822
2) PIQD vom 24.03.24 „Wasser aus Plastikflaschen ist ungesünder als gedacht“ von Theresa Bäuerlein
& PNAS 2024; 121 (3) e2300582121: Rapid single-particle chemical imaging of nanoplastics by SRS microscopy
3) Europarlament: Mikroplastik: Ursachen, Auswirkungen und Lösungen | Themen

Foto von Naja Bertolt Jensen auf Unsplash

Letzte Aktualisierung von Thomas Walser:
30. März 2024