Mancher Patient , der sich bei uns untersuchen lässt, sieht in einem unauffälligen Checkup und in einem normalen Screeninguntersuch geradezu einen Freibrief, die bisherige ungesunde Lebensart munter weiterzuführen. Es ist ja alles in Ordnung: Die Ärztin hat gesagt, das Rauchen habe mir nichts angehabt. Screening, so scheint es mir, ist häufig ein Ritual, um mit der Angst vor Krebs und Krankheiten fertig zu werden.
Wenn ich der sogenannten „Checkup-Untersuchung“ gegenüber sehr skeptisch eingestellt bin, dann geht es nicht darum, Angst zu verbreiten, aber die Illusionen sind gefährlich. Es geht auch nicht darum, Patientinnen und Patienten vom Praxisbesuch fernzuhalten: Sie sollen gehen, wenn sie sich ängstigen oder schlecht fühlen. Es ist aber unerlässlich, dass wir alle wieder lernen, mehr in uns selber und in unser Gespür zu vertrauen. Mindestens solange man gesund ist und auch so lebt, sollte man sich selbst mehr vertrauen als seinem Arzt.
(Hier können Sie mehr über Ihr Gesundheitsverhalten lernen: www.dr-walser.ch/gesund.htm)
Hinter jedem Wunsch nach einem Check-up verbirgt sich ein Grund. Häufig ist es Angst. Weit wichtiger als der Untersuch an sich ist es, dieser Angst auf die Spur zu kommen und mit den Patientinnen und Patienten das Gespräch darüber zu finden. Ich beginne mein Gespräch beim Checkup-Wunsch des Patienten deshalb häufig mit dem Satz: „Es existieren zwei Risiken, die für den „Checkup“ wichtig sind: ein familiäres und ein persönliches. Sind Sie in letzter Zeit grosse gesundheitliche Risiken eingegangen?!“ Hier hat dann plötzlich Platz, dass der Mann in letzter Zeit eine Prostituierte besucht hat (und nun fürchtet, eine Geschlechtskrankheit aufgelesen zu haben) – oder hatte unsicheren Sex mit einer „Unbekannten“ – oder nahm „irgendeine“ Droge an der letzten Party. Dies gehört zur „hidden agenda“ seines Wunsches nach einem Checkup. Sehr oft erweist es sich dann auch, dass ein Bekannter oder Verwandter eine bestimmte Krankheit hat, die man nun fürchtet. Oder die Lebensumstände haben einen grossen Wandel genommen und zur Verunsicherung geführt. Oder am Fernsehen wurde wieder einmal über eine gefährliche Krankheit aufgeklärt. Oder eben: Der frühere Hausarzt hat den Check-up empfohlen, mindestens einmal jährlich. „Hidden agenda“ bezeichnet seitens des Patienten nicht deklarierte Beweggründe für einen Arztbesuch. Hierzu gehören auch Erwartungen, Gefühle und Ängste, welche dem Arzt nicht ohne weiteres preisgegeben werden. Mögliche Hinweise auf eine noch nicht entdeckte „hidden agenda“ können sein: spürbare oder geäusserte Unzufriedenheit des Patienten; häufiger Arztwechsel; häufige Konsultationen ohne Veränderungen des klinischen Status; Patienten, welche übertrieben durch ihre Symptomatik beeinträchtigt zu sein scheinen; „schwierige“ Patienten. Das Erkennen einer „hidden agenda“ verhindert unnötige, fruchtlose, im schlimmsten Fall falsch positive Abklärungen, die mit dem Konsultationsgrund eigentlich nicht im Zusammenhang stehen.
>>>mehr zu Sinn und Unsinn des Checkup lesen Sie auf meiner Website: www.dr-walser.ch/checkup.htm