Hoher Blutdruck im Alter

Blutdrucknormwerte im Alter

Eine grosse Studie im The Lancet (Vol. 355 (2000) S. 175-180) z.B. zeigt, dass als Regel
bei Männern 110 + (2/3) des Alters noch normal ist und bei Frauen 104 + (5/6) des Alters.
(Dies entspricht der 70.Perzentilen (was heisst 70% der Gesamtbevölkerung haben niederen und 30% einen höheren). Darüber beginnt das Risiko zunächst leicht und ab der 80.Perzentile dann stark anzusteigen. Die 80. Perzentile liegt rund 10 mmHg über der 70. Perzentile.)

Kürzer ausgedrückt kann die „rule 160“ helfen:
Bei Patienten über 80 Jahren mit isolierter systolischer Hypertonie ist der Nutzen einer Behandlung nur ab einem Druck von 160 mmHg klar dokumentiert. Der Nutzen zur Reduzierung kardiovaskulärer Ereignisse (Herzinfarkt, Hirnschlag) zeigt sich dabei bereits innerhalb eines Jahres.

Über 85jährige haben nach anderen Studien sogar die höchste Überlebensrate mit einem systolischen Blutdruck von 165 mmHg und sollten nicht unter systolisch 140 mmHg  sein! (Journal of the American Geriatrics Society, 2008, Vol 56, Issue 10, 1853-59 – Lower Systolic Blood Pressure is associated with greater mortality in people aged 85 and older. Lena Moalneder et al.).

Erschwerend ist bei über 80jährigen, dass ihr Blutdruck mit zunehmenden Aussentemperaturen sinkt, also auch stark Jahreszeiten-abhängig ist. In diesem Alter sollte also eine blutdrucksenkende Therapie auch übers Jahr variiert werden (Arch Intern Med: 169(1):75-80, 12 January 2009; Relationship Between Blood Pressure and Outdoor Temperature in a Large Sample of Elderly Individuals – The Three-City Study. Annick Alperovitch, Jean-Marc Lacombe, Olivier Hanon, et al.),

Isolierter systolische Hypertonie im Alter über 60 ist ein gängiges Problem. Während bei Mann und Frau der systolische Blutdruck mit dem Alter ansteigt, reduziert sich der diastolische Druck oder bleibt gleich. Das bedeutet, dass die isolierte systolische Hypertonie jenseits des 50. Lebensjahrs stetig häufiger wird. Solange der systolische Druck unter 160 mm Hg bleibt, genügen zunächst „lifestyle“-Modifikationen (Gewichts- und Alkoholreduktion, Bewegung usw.). Bei BD-Werten über 160 mm Hg: Standard-Hypertoniebehandlung mit Ziel systolischer Druck 160 mm Hg:  Thiaziddiuretika oder ACE-Hemmer. Achtung! Unklar sind Bedeutung und Folgen abnorm tiefer diastolischer Werte. (Chobanian AV. Isolated systolic hypertension in the elderly. N Engl J Med. 2007;357:789-96).

Der diastolische (untere) Blutdruck beeinflusst die (frühzeitige) Sterblichkeit ebenfalls. Hier gilt jedoch:
Je niedriger die Werte, bzw. je grösser die Blutdruckamplitude (Unterschied zwischen oberem und unterem Blutdruckwert), desto grösser die Gefahr für die Patienten! (Jan A. Staessen, Hypertension an Cardiovascular Research Unit, Uni of Leuven, et al.; The Lancet, Vol.355, No. 9207 (2000), S. 865-871: Metaanalyse von acht Interventionsstudien mit 16’000 Patienten über 60 Jahre).

LESEN SIE MEHR ÜBER DIE HYPERTONIE – auch in jungen Jahren und über die Therapie davon auf meiner Website: www.dr-walser.ch/hypertonie/

Veröffentlicht am 12. Oktober 2012 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
20. April 2020

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